Spannung bis zur letzten Sekunde
Genau 607 Zuschauer, darunter 30 Fans aus Kirchheim, sahen in der Ostermann-Arena an der Bismarckstraße ein qualitativ hochansehnliches Spiel zwischen zwei potenziellen Playoffsteams, in der zunächst die GIANTS die Nase vorne hatten. Angeführt vom bockstarken Dennis Heinzmann, der sechs der ersten neun BAYER Punkte markierte (9:2 - 2. Spielminute) gelang es der Heimmannschaft zunächst sich abzusetzen. Kirchheim fand kein probates Mittel, um die gute Verteidigung der Leverkusener dauerhaft auszuhebeln. Des Weiteren hatten die Knights mit einer Vielzahl an Fouls zu kämpfen, welche recht früh dafür sorgten, dass die "Riesen vom Rhein" mit Freiwürfen belohnt wurden. Nachdem der wieder genesene J.J. Mann seinen zweiten Dreier im Korb der Süddeutschen unterbrachte, wuchs die Führung der "Giganten" auf einen zweistelligen Bereich an (22:12 - 8. Spielminute). Die ersten zehn Minuten bewiesen einmal mehr, dass die Balance zwischen Offensive und Defensive bei den Gastgebern stimmte. So ging die 26:15-Führung der Hausherren nach dem ersten Durchgang vollkommen in Ordnung.
Im zweiten Viertel änderte sich zunächst nichts an der Dominanz der Leverkusener. Nach einem erfolgreichen Korbleger durch Marko Bacak konnten die GIANTS ihre bis dato höchste Führung an diesem Abend feiern (35:20 - 15. Spielminute). Kirchheims Trainer Igor Perovic versuchte seine Schützlinge permanent zu wecken und siehe da, es wurde besser. Wie aus dem Nichts starteten die Knights einen "Run" und verkürzten den Abstand sukzessive auf die "BAYER-Boys". Punkt um Punkt kamen die Gäste an den deutschen Rekordmeister heran. Im Angriff wollten die Würfe der "gigantischen Korbjäger" einfach nicht mehr durch die Reuse der Kirchheimer fallen. Es war wie verhext: Was vorher noch so gut beim ProA-Vizemeister von 2021 funktionierte, war plötzlich nicht mehr möglich. Mit lediglich einem Zähler in Front (39:38) ging es aus Sicht der Gastgeber in die Kabine.
Doch auch nach der Pause war keine Besserung im Spiel der Leverkusener zu erkennen. BAYER schien komplett den Faden verloren zu haben, während Kirchheim weiter attraktiven Offensiv-Basketball zelebrierte. Die Knights übernahmen im dritten Abschnitt nicht nur die Führung, sondern setzten sich auch von den GIANTS ab. Als Tim Koch in der 27. Spielminute seinen offenen Wurf von "Downtown" durch den Korb der "Riesen vom Rhein" beförderte, lagen die Gäste mit 11 Zählern vorne (52:63). In der Schlussphase des Viertels versuchte der 14-malige Deutsche Meister wirklich alles, um die Partie zu drehen, doch es sollte nicht gelingen. Die Kirchheimer 70:60-Führung war verdient.
Ein auf und ab der Gefühle erlebten die Fans beider Mannschaften dann in der Schlussperiode. Die GIANTS bewiesen einmal mehr Herz und kämpften sich zurück ins Spielgeschehen. Der Ball lief nun sehr viel besser als noch zuvor durch die eigenen Reihen und nach einem erfolgreichen Dreipunktewurf von Spencer Reaves in der 34. Spielminute übernahmen die Leverkusener wieder die Führung (78:77). Wer jetzt glaubte, dass BAYER die Partie damit endgültig gekippt hätte, wurde schnell eines Besseren belehrt. Der VfL war nicht an die Bismarckstraße gereist um so nah am Ziel die beiden Punkte in der Ostermann-Arena zu lassen. So wechselte die Führung zwischen beiden Vereinen des Öfteren. Als Rohndell Goodwin allerdings 21 Sekunden vor dem Ende der Begegnung per Layup zum 82:85 traf, waren selbst die zuversichtlichsten GIANTS-Fans der Meinung, dass es nicht mehr zu einem Sieg reichen würde. Nach einer Auszeit dribbelte BAYERS Quentin Goodin in Richtung Kirchheimer Dreierlinie, versuchte sein Glück aus 6,75 Meter und wurde bei noch zehn zu spielenden Sekunden gefoult. Der US-Amerikaner bewies seine "Nerven aus Drahtseilen" und versenkte alle drei Freiwürfe. Es sollte also alles auf den letzten Wurf hinauslaufen, welchen Goodwin aus der Mitteldistanz verfehlte. Nach 40 absolvierten Minuten stand es 85:85 - Overtime!
In der Verlängerung begegneten sich beide Mannschaften weiterhin auf Augenhöhe. Weder Leverkusen noch der VfL konnten sich einen nennenswerten Vorteil erspielen. Die Overtime ging langsam dem Ende entgegen, als Luis Figge einen "And-One" (erfolgreicher Korbwurf mit Foul) im gegnerischen Korb unterbrachte (100:99 - 44. Spielminute). Als dann im Anschluss die Knights ihren Wurf nicht verwerten konnten und Quentin Goodin zwei Freiwürfe traf (102:99) sollte es wieder der letzte Wurf des Durchgangs sein, der über Sieg und Niederlage entscheiden sollte. Doch das Glück blieb auf Seiten der GIANTS: Goodwin verwarf von "Downtown", der offensive Rebound gelang in die Hände von Tim Koch, welcher wiederum nicht ausgleichen konnten. Unter großem Jubel der BAYER-Fans feierten die Farbenstädter einen 102:99-Sieg. Es war der insgesamt 13. Saisonerfolg im 20. Spiel.
Der wohl beste Spieler der Begegnung war Dennis Heinzmann. Der 2,16 Meter große Center markierte 26 Zähler (Karrierebestwert), griff zehn Rebounds ab und feierte zum wiederholten Male ein "Double-Double". Quentin Goodin erzielte 22 Punkte und verteilte sieben Korbvorlagen. Luis Figge kam auf 12, Spencer Reaves auf 11 Punkte.
Hansi Gnad war nach der Partie froh über zwei wichtige Zähler: "Bei so einem Spielverlauf wirst du schnell alt. Ein einziges auf und ab mit vielen Aktionen und großen Chancen. Wir sind sehr gut ins Spiel gestartet, eigentlich war ich sehr zufrieden mit der Vorstellung in den ersten zehn Minuten und dann verlieren wir aus unerklärlichen Gründen unseren Rhythmus. Natürlich war uns bewusst, wie stark Kirchheim sein kann. Sie verfügen mit Einzelspielern wie Rohndell Goodwin über Waffen, welche unfassbar effizient sind. Nichts desto trotz sind wir stets ruhig geblieben, haben in den entscheidenden Phasen der Partie clever gespielt und am Ende einen wichtigen Sieg einfahren können, mit dem wir uns im oberen Tabellendrittel festsetzen können."
Weiter geht es für die BAYER GIANTS am kommenden Samstag, 05.02.2022, um 19:30 Uhr, bei den PS Karlsruhe LIONS.
Scoring BAYER GIANTS Leverkusen: Dennis Heinzmann (26 Punkte), Quentin Goodin (22), Luis Figge (12), Spencer Reaves (11), Melvin Jostmann (9), Marko Bacak (9), J.J. Mann (8), Luca Finn Kahl (3), Ferenc Gille (2), Robert Merz, Joel Moketo Lungelu und Justin Gnad.
Christopher Kwiotek