Die filmreife Entwicklung des Joel Lungelu

Joel Lungelu spielt seit der U10 Basketball und steht heute einigen Widrigkeiten zum Trotz das zweite Jahr im Profikader der BAYER GIANTS.

Auf dem Basketball-Freiplatz hat sich Joel Lungelu während der Corona-Zeit durchgebissen.  Foto: Pulsfort
Auf dem Basketball-Freiplatz hat sich Joel Lungelu während der Corona-Zeit durchgebissen. Foto: Pulsfort
Joel Lungelu bekommt inzwischen wichtige Minuten bei den GIANTS. Foto: Althoff
Joel Lungelu bekommt inzwischen wichtige Minuten bei den GIANTS. Foto: Althoff

Die Geschichte von Joel Lungelu ist die eines Jugendlichen, der an der Seite seiner alleinerziehenden Mutter in einem prekären Umfeld groß geworden ist und der inzwischen kurz vor dem Fachabitur steht.

Es ist auch die Geschichte eines pummeligen Kindes, dem es durch viel Disziplin gelungen ist, seinen massigen Körper in den Griff zu bekommen, bis hin zu einem athletischen Body, mit dem er auch im Spitzensport physisch bestehen kann.

Es ist aber auch die Geschichte eines Jungen, der vom Fußball zum Basketball gekommen ist, der seit der U10 mit dem orangenen Ball beim TSV Bayer 04 spielt, schwierige Phasen überstanden und es mit 18 Jahren in den Profi-Kader der BAYER GIANTS geschafft hat.

Joel Lungelu, Power Forward des Rekordmeisters, ist dort angekommen, wo ihn bis vor vielleicht zwei Jahren kaum jemand gesehen hat – auch er selber nicht: Der 19-Jährige ist Profi-Basketballer in einem Bundesliga-Club. Derzeit läuft es im ProA-Team persönlich richtig gut für den gebürtigen Herner, der mit fünf Jahren mit seiner Mutter nach Wiesdorf gezogen war. Als reiner Bankspieler wurde Joel in den ersten Spielen der aktuellen Saison schnell ins kalte Wasser geworfen, als die etablierten Profis noch nach ihrer Form suchten. Für den angehenden Fachabiturienten eine gute Gelegenheit zu zeigen, wo seine Stärken liegen: Als 2,05 Meter großer Außenspieler hat er einen respektablen Wurf, zu dem er sich auch vor 1.600 Zuschauern in der Ostermann nicht zweimal bitten lässt. Zu Recht: Im Spiel gegen Tübingen landeten drei von fünf Würfen im Netz. Zudem verfügt der 118 Kilogramm schwere Athlet über einen guten Zug zum Korb, den er ebenfalls schon unter Beweis stellen konnte.

Während der Saisonstart für das Team mit einem Sieg und danach vier Niederlagen in Serie schlechter kaum hätte sein können, machte Joel für sich das Beste daraus. So wie er eigentlich immer versucht hat, das Beste aus der Situation zu machen. Als er als 12-Jähriger nicht nur einen Kopf größer war als alle anderen, sondern ihm aufgrund seines Übergewichts auch kein Trikot passte, steuerte er konsequent gegen: Jeden Tag nutzte der Junge nach der Schule den Kurz-Tarif im CaLevornia, um Bahnen zu schwimmen und Kilos runterzubekommen. Mit Erfolg, Schritt für Schritt ging sein Körper Richtung Normalität. „Basketballerisch war ich in den ersten Jahren ein reiner Rollenspieler, ich war vor allem groß und breit“, erinnert sich Joel.

Einen richtigen Schub bekam seine Entwicklung im U16-Alter, als er von 1,86 Meter auf 2,00 Meter geschossen ist. Gleichzeitig entwickelte er sich technisch weiter, so dass er auch auf dem Feld mehr Verantwortung übertragen bekommen hat. „Da ist mir zum ersten Mal in den Sinn gekommen, dass ich es vielleicht mal in den Bundesliga-Kader schaffen könnte.“ In der Nachwuchs Basketball Bundesliga (NBBL) reifte sein Spiel zusehends und er wurde mehr und mehr zum Leistungsträger. Wertvolle Spielpraxis sammelt er inzwischen als Stammspieler in der 2. Herrenmannschaft, die in der 1. Regionalliga, der höchsten Liga in NRW, spielt.

Dabei ist es noch gar nicht lange her, da hätte Joel sich fast um den Lohn seiner harten Arbeit gebracht. Als mit Beginn der Pandemie das Leben auf einmal stillstand, brach auch für den damals 17-Jährigen von jetzt auf gleich alles Weg. Keine Schulbesuche mehr, kein Training, nichts. In dieser äußerst herausfordernden Zeit musste sich auch Joel immer häufiger dem inneren Schweinehund geschlagen geben. Das Ergebnis: Am Ende wog er 140 Kilogramm. Neben seiner Mutter hat einer allerdings immer an ihn geglaubt. Jacques Schneider, zu der Zeit sein Headcoach in der NBBL und Co-Trainer von Hansi Gnad im ProA-Team, brachte ihn zurück in die Spur. „Sobald es ging, haben Jacques und ich Tag für Tag auf dem Freiplatz trainiert“, erinnert sich der Bruder von vier Halbgeschwistern. Das Ergebnis ist bekannt: Joel schaffte tatsächlich den Sprung in den Trainingskader, seit dieser Saison hat er seinen ersten Profivertrag bei den GIANTS. Parallel bastelt er an seinem Fachabitur, das er nächstes Frühjahr abschließen wird. „Ohne Jacques wäre ich heute ein anderer Mensch“, so sein nachdenklicher Rückblick.

Und was kommt nach der Schule? „Ich setze erstmal voll auf Basketball, um zu sehen, wie weit es geht. Wenn es nichts wird, möchte ich studieren. Soziale Arbeit würde mir Spaß machen, ich würde gerne ein Jugendhaus aufbauen, davon gibt es viel zu wenige“, erklärt Joel. Auch Physiotherapeut wäre eine Alternative. „Joel steht erst am Anfang seiner Karriere“, ist sich Jacques Schneider sicher. „Aber er muss Tag für Tag an seinem Spiel und seinen Defiziten arbeiten.“

Wo auch immer es den sympathischen Basketballer hinziehen wird: Mit demselben Ehrgeiz und derselben Disziplin, die ihn in den Profi-Kader gebracht haben, werden sich für ihn auch in Zukunft noch einige Türen öffnen.

Uwe Pulsfort

Das sagt Co-Trainer Jacques Schneider

 „Joels echte Basketball-Karriere beginnt erst diese Saison. Alles, was im Jugendbereich passiert ist, ist die Grundlage, die man braucht, um Profi zu werden. Da muss man einfach sagen, hat die Förderung bei den GIANTS sehr gut funktioniert.

Joel muss weiterhin täglich an seinen Defiziten arbeiten. Das Profi-Geschäft ist extrem hart und lässt keinen Raum für Fehler, Schwächen und Inkonstanz. Dabei versuche ich ihn zu unterstützen und jeden Tag zu puschen, an die Grenzen zu gehen und konzentriert auf seine Ziele hinzuarbeiten.

Joel ist – ebenso wie ich – von Sternzeichen Löwe. Die Charaktereigenschaften, ambitioniert zu sein, mutig zu sein, stolz zu sein, verbinden uns. Ich hoffe, dass er das alles beibehalten kann. Ich kenne wenige Leute, so ein Herz haben, wie Joel. Joel ist noch längst nicht am Ziel, hat aber unheimlich viel Potenzial. Um seine Ziele zu erreichen, muss er weiter jeden Tag ackern.

Auch die Zeit, als wir während Corona auf dem Freiplatz trainiert haben, hat Joel und mich verbunden und wird in unseren Hinterköpfen bleiben."


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