Rekordmeister verliert den Overtime-Krimi gegen Gießen

Die Leverkusener Korbjäger haben am 14. Spieltag in der BARMER 2. Basketball Bundesliga ProA 2022/23 knapp verloren. Das Team von Headcoach Hansi Gnad unterlag gegen die JobStairs GIESSEN 46ers mit 93:97.

Spielte überragend gegen die 46ers auf: Nick Hornsby / Foto: Michael Fleschenberg
Spielte überragend gegen die 46ers auf: Nick Hornsby / Foto: Michael Fleschenberg

Der Großteil der rund 1.025 Zuschauer in der Ostermann-Arena war vor Spielbeginn auf die Paarung gegen Gießen gespannt, vor allem darauf, wie gut die GIANTS in das Jahr 2023 starten würden und vor allem auf das neuverpflichtete Duo Nick Hornsby / Gabriel de Oliveira. Während Oliveira seine ersten Schritte im Leverkusener Dress machen würde, war es für Hornsby eine Rückkehr in gewohntem Terrain. Der US-Amerikaner, der bereits von 2018 bis 2020 für die Farbenstädter aktiv war, sollte gegen die 46ers zu seinem 59. Einsatz für BAYER kommen. Fun Fact: Bei der Gießener Zweitvertretung machte der Allrounder seine "ersten Gehversuche" als Profi. Der Start des früheren Absolventen der Sacramento State University war verheißungsvoll...

Gleich in den ersten Minuten wusste der 27-Jährige zu gefallen und übernahm Verantwortung. Zwar benötigten beide Mannschaften eine Zeitlang um sich auf dem Parkett an der Bismarckstraße zurecht zu finden, doch das legte sich mit fortschreitender Spieldauer. Als Hornsby dann in der 4. Spielminute per Dreier, nach einem zuvor erfolgreichen Korbleger des Forwards, zum 5:5 traf, riss es alle Zuschauer aus den Sitzen. Nick genoss es sichtlich zurück an alter Wirkungsstätte zu sein und bedankte sich eifrig für den Szenenapplaus der Fans. In der Folge entwickelte sich ein erster Abschnitt, der sehr ausgeglichen war. Beide Mannschaften reagierten auf die erfolgreichen Angriffe des anderen Teams mit einem eigenen Korb. So konnte sich zunächst weder BAYER noch Gießen absetzen. Erst zum Ende des Durchgangs verloren die 46ers gegen bissige Leverkusener den Anschluss. Haris Hujic krönte einen 10:2-„Run“ seiner Farben mit einer 23:16-Führung nach zehn gespielten Minuten.

In der zweiten Spielperiode machten die GIANTS zunächst munter da weiter wo sie zuvor aufgehört hatten. Neben Hornsby war auch Kadre Gray stark im Offensivspiel der BAYER-Korbjäger eingebunden und konnte mit seinem schnellen Zug zum Korb wichtige Zähler markieren. In der 11. Spielminute sorgte der Kanadier per „And-One“ für einen Leverkusener Vorsprung von 12 Punkten (28:16). Doch Gießen steckte nicht auf und kam aufgrund der beiden bärenstarken Spieler Jordan Barnes und Stefan Fundic wieder erfolgreich zurück in die Begegnung. Mit einem 9:0-„Lauf“ verkürzten die Mittelhessen den Rückstand auf drei Zähler (28:25 – 14. Spielminute). Danach blieben die Farbenstädter konstant mit fünf bis acht Punkten vorne und konnten ihre Führung nach einer guten ersten Halbzeit mit in die Kabine nehmen. Mit 44:38 ging es zum obligatorischen Pausentee in die Kabine. Die fünfzehnminütige Regenerationszeit hatten sich die „Giganten“ um Nick Hornsby, der zu diesem Zeitpunkt 16 Punkten erzielt hatte, redlich verdient.

Nach der Pause blieb die Paarung weiter knapp. Den GIANTS kosteten viele zugelassene Offensivrebounds die Möglichkeit selbst anzugreifen. Diese Zweitchancen erhielten die 46ers, die so immer wieder zusätzliche Würfe auf den Korb der BAYER-Basketballer abgeben konnten. So gelang es den Rheinländern nicht sich abzusetzen. Zwar konnten sie den Vorsprung konstant verteidigen, doch die Begegnung kippte langsam immer weiter in Richtung der Gäste. Doch die Führung konnten die Mittelhessen nicht übernehmen. Das lag zum einen auch an der intensiven Leverkusener Verteidigung, welche die Gießener zu schweren Würfen zwang. Der Großteil dieser Versuche verfehlte ihr Ziel und so stand es nach dreißig gespielten Minuten 63:62 für den 14-maligen Deutschen Meister.

Im Schlussabschnitt wurde das Spiel dann zu einem Krimi. Als die 46ers in der 32. Spielminute erstmalig durch Justin Martin die Führung übernahmen (67:68) ahnten die BAYER-Fans nichts Gutes. Zwar blieben die GIANTS dran, doch die Leichtigkeit fehlte in dieser Phase gänzlich. Die Auswärtsmannschaft wirkte souveräner und hatte besseren Zugriff auf die Begegnung. Jetzt war es das Team von Coach Gnad welches einem Rückstand über einen längeren Zeitraum hinterherlief. Richtig kritisch wurde es für die „Riesen vom Rhein“ aber, nach dem Jordan Barnes einen immens wichtigen Dreier zum 82:76 zu Gunsten der Gießener traf (37. Spielminute). Jetzt warf der ProA-Vizemeister von 2021 alles in die Waagschale und wurde tatsächlich belohnt. Haris Hujic, der in den Minuten zuvor recht unauffällig auftrat, traf einen immens wichtigen Dreier dreizehn Sekunden vor Spielende zum 83:84. Leverkusen foulte in der Folge und schickte den 46er Martin an der Linie, der seine Freiwürfe kühl versenkte (83:86). Es sollte also wieder alles auf ein Finish in letzter Sekunde hinauslaufen. Nach der Auszeit durch den Trainerstab der Hausherren warf BAYER im Vorfeld ein. Hornsby fand Hujic ,der einmal mehr in einer engen Phase die Nerven behielt und von „Downtown“ traf – 86:86. Den Korbleger zu einem möglichen Sieg der Mittelhessen verlegte Barnes knapp. So ging es in die Verlängerung.

Mit dem Momentum auf der eigenen Seite ging es für Melvin Jostmann, Robert Drijencic & Co. in die zusätzlichen fünf Spielminuten. Doch wirklich nutzen konnten die GIANTS dies nicht für sich. Die BAYER-Angriffe verfehlten ihr Ziel und einige Ballverlusten schmerzten arg. Die 46ers dagegen hatten in den entscheidenden Aktionen die Nase vorne. Von den Rängen versuchten die Fans wirklich alles, um ihre Mannschaft noch einmal lautstark anzufeuern, doch die Paarung hatte der Heimmannschaft eine Menge „Körner“ gekostet. Am Ende verlor Leverkusen mit 93:97 am 14. Spieltag in der ProA 2022/23.

Bester Spieler an diesem Abend war ohne Zweifel Nick Hornsby. Der US-Amerikaner war der verlängerte Arm des Trainers auf dem Feld und überragte mit Scoring, Rebounding und seiner Spielübersicht. Mit drei fehlenden Assists schrammte der „Point Forward“ nur knapp an einem „Triple-Double“ in seiner ersten Saisonpartie vorbei. Schlussendlich markierte Nick 20 Punkte, griff zehn Rebounds ab und verteilte sieben Korbvorlagen. Der verdiente Lohn war eine Effektivität von 31. Auch Kadre Gray wusste zu überzeugen, erzielte 18 Zähler und sammelte neun Abpraller (Eff.: 22) ein. Zweistellig punkteten auch Haris Hujic (17) und Robert Drijencic (12).

Trainer Hansi Gnad war nach der Begegnung enttäuscht: „Ich möchte es nicht versäumen Coach Branislav Ignjatovic und zu gratulieren. Wenn man sich die Statistiken anschaut muss man sagen, dass der Sieg des Gegners verdient war. Wir haben zu viele Offensiv-Rebounds zugelassen, die den 46ers zweite Chancen ermöglicht haben. Das tat uns das ein oder andere Mal doch sehr weh. Dennoch haben die Jungs eine Reaktion gezeigt und sich niemals aufgegeben. Mit Nick und Gabriel haben wir zwei gute Neuzugänge in unseren Reihen, die unserer Rotation zusätzliche Qualität verleihen. Nichts desto trotz müssen wir, auch wenn wir mit tollem Einsatz gespielt haben, diese Niederlage hinnehmen und uns auf die kommenden Partien intensiv vorbereiten.“

Das nächste Spiel der "Riesen" steht am Samstag, 07.01.2023, um 19:30 Uhr auf dem Programm. Dann treffen die Leverkusener auf die RÖMERSTROM Gladiators Trier.

Christopher Kwiotek


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