Die „Riesen vom Rhein“ scheiden im Halbfinale aus
1.325 Zuschauer sahen in der Ostermann-Arena eine einmal mehr hochmotivierte Leverkusener Mannschaft, welche auf vier wichtige Akteure (J.J. Mann, Quentin Goodin, Luca Finn Kahl und Nico Funk) verzichten musste.
Zwar benötigten die GIANTS einige Minuten, um sich auf dem Parkett an der Bismarckstraße zurechtzufinden, doch in der 6. Spielminute sorgte Spencer Reaves mit einem erfolgreichen Sprungwurf aus der Mitteldistanz für die erste BAYER-Führung an diesem Abend (10:9). In der Folge kam es zu einem engen ersten Viertel, bei dem sich kein Team einen Vorteil erspielen konnte. Mit einem knappen Vorsprung von drei Zählern für die Tigers (15:18) endeten die ersten zehn Spielminuten.
Im zweiten Durchgang war dann genau das von den GIANTS zu sehen, was man von ihnen kennt: Mit viel Kampf und ihrer uneigennützigen Spielweise setzten die Leverkusener zu einem 10:2-„Run“ an und eroberten die Führung (25:23 – 15. Spielminute). Während BAYER nun besseren Zugriff auf die Begegnung fand, haderten die Tübinger mit ihrer eher mäßigen Wurfquote. Immer wieder verfehlten die Würfe der Auswärtsmannschaft ihr Ziel, was auch an der gut arbeitenden Verteidigung der Farbenstädter lag. Diese spielten weiter munter auf und setzten sich, nach einem erfolgreichen Nahdistanzwurf durch Lennard Winter, mit zehn Zählern ab (38:28). Nach einem soliden zweiten Viertel ging es mit einem 40:30 aus Sicht der Hausherren in die Kabine.
Die Hoffnungen der GIANTS-Fans waren nun groß, dass die Jungs von Coach Hansi Gnad das dritte Spiel der Serie für sich entscheiden würden. Doch Tübingen stand nicht zu Unrecht nach der regulären Saison auf dem ersten Tabellenplatz und meldete sich in bewährter Manier zurück. Nach der Pause hatte BAYER zusehends mit mäßigen Wurfquoten aus dem Feld zu kämpfen, während die Tigers die Fehler der Defense in den Reihen der Gastgeber eiskalt ausnutzte. So war es MVP-Kandidat Ryan Mikesell, der in der 26. Spielminute die Paarung kippte und seiner Truppe eine erneute Führung bescherte (45:46). Leverkusen aber ließ sich nicht hängen und kämpfte um jeden Ballbesitz. Der Ton auf dem Feld wurde zunehmend physischer, was den Gästen zu Gute kam, denn diese konnten von der Bank aus sehr viel besser rotieren als es bei den Rheinländern möglich war. Mit einem knappen Rückstand beim Spielstand von 50:54 ging es in die Schlussperiode.
In den letzten zehn Minuten bewies der 14-malige Deutsche Basketballmeister wieder einmal sein Kämpferherz und kam zurück. Robert Merz ließ die Rundsporthalle nach einem erfolgreichen Dreier zum 58:58 in der 33. Spielminute beben. Die Fans standen Kopf - doch nur 18 Sekunden später sorgte Mikesell von „Downtown“ für Ernüchterung auf den Rängen (58:61). Dieser immens wichtige Wurf schien der „Neckbreaker“ für die Leverkusener Korbjäger zu sein. Die Kräfte schwanden, der Gegner wurde stärker und schlussendlich gelang es den „Riesen vom Rhein“ nicht mehr das Blatt zu wenden. Am Ende verlor BAYER verdient mit 62:74 gegen solide aufspielende Tübinger.
Nach der Partie sorgten die Zuschauer für Gänsehautatmosphäre auf den Rängen. Mit stehenden Ovationen und Rufen wie „BAYER GIANTS olé“ und „Deutscher Rekordmeister BAYER GIANTS“, bedankten sich die Fans für eine tolle Saison 2021/22. Dies trieb dem einen oder anderen Akteur auf dem Parkett die Tränen in die Augen. Ein hochemotionaler Moment, den man so in Basketball-Leverkusen lange nicht mehr erlebt hat.
Mit 18 Punkten und 12 Rebounds war Dennis Heinzmann effektivster Akteur seiner Farben. Es war das insgesamt neunte „Double-Double“ des Centers in 2021/22. Im Vorjahr waren es noch sieben zweistellige Werte in zwei positiv statistischen Kategorien. Gleich drei Spieler wussten mit acht Zählern zu glänzen (Robert Merz, Melvin Jostmann und Spencer Reaves). Es war übrigens die einzige von insgesamt 39 Begegnungen 2021/22, in denen lediglich ein Akteur zweistellig punktete.
Trainer Hansi Gnad war natürlich nach der Begegnung traurig, doch er fand viele positive Worte - nicht nur an seine Jungs: „Erst einmal möchte ich Tübingen zur gewonnenen Serie gratulieren. Dieser Erfolg war sicherlich verdient. Dennoch großes Kompliment an meine Mannschaft. Das Team hat sich niemals aufgegeben und trotz der schwierigen Personallage stets gekämpft. Davor habe ich ganz großen Respekt. Heute war es aber auch wieder das Publikum, das uns getragen hat. Ich blende häufig das aus, was auf den Rängen geschieht, aber wie uns die Zuschauer nach der Begegnung verabschiedet haben, war etwas ganz Besonderes. Dafür möchte ich mich herzlich bei allen bedanken!“ Wie es in den nächsten Tagen weitergeht, hat der 58-Jährige ebenfalls verraten: „Wir werden uns treffen und an einem Abend zusammen die Saison Revue passieren lassen. Danach werden sich die US-Amerikaner auf in Richtung Heimat machen und so geht die Truppe dann ihre Wege. Es geht jetzt daran Gespräche für 22/23 zu führen und den Kader für die nächste Saison möglichst schnell zu konkretisieren.
Auch GIANTS-Geschäftsführer Henrik Fronda fand zum Ende der Saison lobende Worte: „Wenn uns jemand vor der Saison gesagt hätte, das wir bis ins Halbfinale einziehen werden, hätten wir das sicherlich sofort unterschrieben. Es ist unglaublich, was die Trainer und das Team in den entscheidenden Momenten immer wieder aus sich rausgeholt haben. Besonders freuen mich aber der Zuschauerzuspruch und die tolle Stimmung in der Ostermann-Arena. Vielen Dank für den Support! Vor allem aber auch vielen Dank an unsere zahlreichen Helfer, die sich auch auf die immer wieder neuen Vorgaben einstellen mussten und dennoch einen herausragenden Job gemacht haben.“
Somit endet die Spielzeit 2021/22 für die BAYER GIANTS Leverkusen nach insgesamt 39 Spielen. Wir bedanken uns nach insgesamt 118 Artikeln, 16 Spieltagsmagazinen, einem Saisonheft und über 2.000 Beiträgen in den Sozialen Medien und YouTube für Ihre Aufmerksamkeit. Sobald es Neuigkeiten in Reihen der Farbenstädter gibt, werden wir diese auf den bekannten Kanälen verkünden.
Christopher Kwiotek